Vorderasiatische Archäologie
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Vorlesungsverzeichnis WS 2003/04

Vorlesungen
Phryger und Späthethiter: Anatolien in der Eisenzeit, -2stündig, Di 9-11 Uhr, Beginn 21.10.03, Historicum Raum 001 (Schachner)
Urartu - Einführung in die Vorgeschichte von Transkaukasien, Ost-Anatolien und Nordwest-Iran, 2-stündig, Do 9-11 Uhr, Beginn 23.10.03, Historicum Raum 001 (Kroll)

Hauptseminar
Hasanlu, 2-stündig, Mi 15-17 Uhr, Beginn 22.10.03, Historicum Raum 427 (Kroll) Themenliste

Proseminar
Kunstdenkmäler Vorderasiens, 2-stündig, Mi 9-11 Uhr, Beginn 22.10.03, Historicum Raum 202 (Schachner)

Einführungskurs I: Völker und Kulturen des alten Vorderasien 2stündig Mo 16-18 Uhr, Beginn 27.10.03, Historicum Raum 427 (Schachner)

Übungen
Formen von Opfer: Text, Bild und archäologischer Befund in Mitteleuropa, im alten Israel und in Vorderasien, 2-stündig, Di 11-13 Uhr, Beginn 28.10.03, Historicum Raum 201 (Lang, Kroll, Marinkovic)
Grundlagen von Chronologie und Periodisierung im Alten Orient, 4-stündig, vierzehntägig, Do 11-14 Uhr, Beginn 23.10.03, Historicum Raum 427 (Pruß)
Grabungstheorie und -praxis, mit praktischen Übungen, 4-stündig, vierzehntägig, Do 11-14 Uhr, Beginn 30.10.03, Historicum Raum 427 (Einwag)

Sprechstunden und Studienberatung (in der vorlesungsfreien Zeit nur nach persönlicher, telefonischer oder email-Vereinbarung (vordas.arch@lrz.uni-muenchen.de)
Dr. Andreas Schachner, M. A. (Tel. 2180 5496) Di 16-18 Uhr, Raum 428 oder nach Vereinbarung
PD Dr. Stephan Kroll (Tel. 2180 5487) Do 11-13 Uhr, Raum 420 oder nach Vereinbarung
Prof. Dr. Michael Roaf lehrt im WS 2003/04 nicht und ist vom August 2003 bis April 2004 grossteils nicht erreichbar (Ausgrabungen, Forschungssemester).

Lehrveranstaltungen im WS 2003/04 (kommentiert)

Vorlesungen
Phryger und Späthethiter: Anatolien in der Eisenzeit (Schachner)
Nach dem Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen Großreiche bilden sich in Anatolien und den umliegenden Gebieten verschiedene neue Staaten, die mit einer wechselvollen Geschichte bis zur Entstehung des achämenidischen Reichs bestehen. Im Vordergrund der Vorlesung stehen die Phryger und die späthethtischen Fürstentümer in Südostanatolien und Nord-Syrien, an die sich eine Betrachtung der spät-eisenzeitlichen Funde bis zum Auftreten der Galater und des Hellenismus anschließt. Die kulturelle Entwicklung und die wechselseitigen Beziehungen nach Osten und Westen können anhand der archäologischen Befunde, der Kunst und der schriftlichen Überlieferung beschrieben und nachvollzogen werden.

Literatur: Prayon, F. Wittke, A.-M., Kleinasien vom 12. bis 6. Jh. v. Chr.: Kartierung und Erläuterung archäologischer Befunde und Denkmäler (Wiesbaden 1994); Prayon, Friedhelm Phrygische Plastik (Tübingen 1987); Orthmann, W., Untersuchungen zur Späthethitischen Kunst (Bonn 1971); Bonatz, D., Das syro-hethitische Grabdenkmal, Mainz 2001.

Urartu - Einführung in die Vorgeschichte von Transkaukasien, Ost-Anatolien und Nordwest-Iran (Kroll)
Diese Vorlesung schließt an die Veranstaltungen vergangener Semester über Iran im Südosten und korrespondiert mit der gleichzeitig abgehaltenen Vorlesung von A. Schachner. Seit dem späten Neolithikum wird diese Region langsam besiedelt, wobei schon zu diesem Zeitpunkt verschiedene Kulturprovinzen zu erkennen sind, die sich aus der natürlichen Unwegsamkeit des gesamten Gebietes ergeben. Die wenigen fruchtbaren Ebenen befinden sich im Bereich der Flüsse Kura und Araxes oder um den Van- Urmia- oder Sevansee, jeweils voneinander abgeschnitten von mächtigen Gebirgszügen. Auch heute noch spiegelt sich diese Situation in der politischen Landkarte wieder: das zu behandelnde Gebiet gehört zu Georgien, Armenien, Azarbaidjan, der Türkei und dem Iran. Allein in der Frühen Bronzezeit (Kura-Araxes) und in der Eisenzeit (Königreich von Urartu) lassen sich archäologisch grössere Kulturprovinzen fassen. Etwa die Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit wird sich mit der Vorgeschichte bis zum Reich von Urartu beschäftigen. Die zweite Hälfte ist Urartu selbst, seiner Entstehung und Blütezeit, dem Untergang und dem dunklen Zeitalter in achämenidischer Zeit gewidmet.

Einführende Literatur: Orthmann, W./Miron, A. (Hrsgg.) Unterwegs zum Goldenen Vlies. Archäologische Funde aus Georgien 1995. Burney, C.A. und Lang, D.M., The Peoples of the Hills. Ancient Ararat and Caucasus 1971. Kushnareva K., The Southern Caucasus in Prehistory, 1997. Wartke, R.B. Urartu. Das Reich am Ararat, Kulturgeschichte der antiken Welt 59 1993. Salvini, M., Geschichte und Kultur der Urartäer 1995. I. Gambaschidze / A. Hauptmann / R. Slotta / U. Yalçin (Hrsgg.):Ausstellungskatalog Georgien. Schätze aus dem Land des goldenen Vlies (2001); A. Schachner, Azerbaycan: Eine terra incognita der Vorderasiatischen Archäologie, MDOG 133, 2001, 251-331.

Hauptseminar
Hasanlu (Kroll)
Nur wenige Ausgrabungen im Vorderen Orient haben in der 2. Hälfte des 20. Jh. so viele Funde und Befunde erbracht wie das Hasanlu-Projekt unter der Leitung von Robert H. Dyson Jr. Von 1956 bis 1974 gruben im Tal des Solduzflusses südwestlich des Urmiasees Archäologen des University Museums Philadelphia in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus aller Welt eine antike Stadt aus, deren Siedlungsgeschichte sich vom späten Neolithikum bis in hellenistische Zeit erstreckte. Obgleich es in den letzten 30 Jahren in der Grabungstechnologie entscheidende Fortschritte gab, muss man für Hasanlu konstatieren, dass viele Methoden bereits zum Einsatz kamen, die heute die Norm sind. Insbesondere zu nennen sind archaeometallurgische Analysen, zoologische und botanische Untersuchungen. Obwohl viele Endpublikationen noch ausstehen, ist durch zahlreiche Einzelpublikationen doch klar geworden, dass Hasanlu in einem dichten Beziehungsgeflecht zum gesamten Vorderen Orient stand.

Einführende Literatur: Dyson, R.H. Jr. - Voigt, M.M. (Hrsgg.), East of Assyria: The Highland Settlement of Hasanlu, Expedition 31 2/3, 1989 (Eine begrenzte Anzahl von Exemplaren dieser Publikation kann zum Selbstkostenpreis von 15.-Euro an Teilnehmer des Seminars abgegeben werden).

Proseminar
Kunstdenkmäler Vorderasiens (Schachner)
Das Proseminar soll als Einführung in die Kunst des alten Vorderasien einige der wichtigsten Kunstdenkmäler exemplarisch vorstellen. nach einer allgemeinen Einführung in die kunstgeschichtliche Betrachtungsweise sollen die einzelnen Denkmäler von der Ausgrabung bis zur Ausstellung im Museum dargestellt werden. Dabei sollen die verschiedeen Kunstgattungen (Relief, Plastik, Kleinkunst etc.) entsprechend berücksichtig werden. Der Seminarleiter wird eine Auswahl stellen, Vorschläge der Teilnehmer können berücksichtig werden.

Literatur: Roaf, M., Weltatlas der alten Kulturen Mesopotamien, 1991; Orthmann, W. Der Alte Orient Textband und Tafelband PKG 14 (Berlin 1975).

Einführungskurs I: Völker und Kulturen des alten Vorderasien (Schachner)
Zielgruppe: Anfänger
In dem Einführungskurs werden die Grundzüge der Kulturentwicklung des alten Vorderasiens vermittelt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Mesopotamien und den benachbarten Hochkulturen. Verschiedene prähistorische Kulturen werden ebenso vorgestellt, wie die antiken Völker der Sumerer, Babylonier, Assyrer, Hethiter, Urartäer und Perser. Für jede Kultur beziehungsweise jedes Volk wird ein Überblick über die Chronologie, die wichtigsten Kulturcharakteristika und die wissenschaftlich herausragenden Fundplätze und Funde gegeben. Ziel der Veranstaltung ist es, allgemeine Kenntnisse auf dem ganzen Gebiet der Vorderasiatischen Archäologie zu vermitteln. Im Laufe des Einführungskurses werden zwei Klausuren geschrieben.

Einführende Literatur: M. Roaf, Bildatlas der Weltkulturen: Mesopotamien (1991); Weitere Angaben zur Literatur werden im Laufe des Semesters gegeben.

Übungen
Formen von Opfer: Text, Bild und archäologischer Befund in Mitteleuropa, im alten Israel und in Vorderasien (Lang, Kroll, Marinkovic)
Kennzeichnend für die Texte des Alten Israel ist es, die Vielfalt und Differenzierungsmöglichkeiten von Opferformen einschließlich ihrer Kritik überliefert zu haben. Anders als im Lateinischen ("sacrificium") gibt es im Hebräischen keinen zusammenfassenden Begriff für Opfer, sondern eine Reihe von Bezeichnungen, die nach der Art der Darbringung (Schlacht-, Brandopfer), des Anlasses (Dank, Freiwilligkeit, Gelübde), des Zwecks (Schuld-, Sündopfer), des Termins (Morgen-, Abendopfer) oder der Materie (tierische, vegetabilische Opfer) unterscheiden. Als Opfertiere kommen ausnahmslos Haus- und Arbeitstiere in Frage, weil für den Opfergedanken im Alten Israel konstitutiv ist, dass der Mensch etwas gibt, dessen er dringend bedarf. Sowohl Herleitungsversuche der israelitischen Opfer aus der Umwelt (Mesopotamien, Syrien, Ägypten), als auch Rekonstruktionen der Opferkulte der Frühisraeliten erweisen sich als schwierig, so dass erst für die Zeit ab dem 1. Jt. v. Chr., insbesondere ab der Mitte des 1. Jts., zuverlässigere Hypothesen möglich sind, wenngleich der archäologische Befund auch für diese Epoche relativ bescheiden ausfällt. Die enge Verbindung der Geschichte des Opfers mit der Entwicklung von Gesellschafts- und Gottesvorstellungen zeigt sich insbesondere in der prophetischen und weishetlichen Opferkritik (Opfer vs. Ethos)und in der Weiterführung und Umdeutung des Opfergedankens (Gebet, Almosen, Fasten).
In Mesopotamien versteht man unter Opfer eine Gabe, die einer Gottheit rituell übereignet wird. Aus Mesopotamien und Anatolien liegen dazu seit dem 3. Jt. v. Chr. zahlreiche Texte vor, die die verschiedenen Formen von Opfer beschreiben. Geopfert werden zumeist organische Gaben: Speisen aller Art, auch ganze Tiere und Flüssigkeiten wie Öl und Bier, aber auch Salz. Archäologisch sind Befunde zu Opferhandlungen kaum vorhanden, da die Opfergaben selbst, fast alle organischer Art, sich nicht erhalten haben. So sind wir fast ausschließlich auf bildliche Darstellungen angewiesen. Für die Zeit zwischen dem 3. bis 1. Jt. v. Chr. gibt es viele Belege mit Bildern von Opferhandlungen, insbesondere Trankopfer (Libation), Räucheropfer und Speiseopfer.
In Mitteleuropa hat sich der Mensch von Anfang an als ein Wesen gesehen, das in vielfältigen Beziehungen nicht nur zu seiner konkret erfahrbaren, irdischen Umwelt stand, sondern auch zu höheren Mächten. Opfer als religiöse Handlungen, durch die Beziehungen zu Höheren Mächten hergestellt werden sollen, um deren Einwirkungen in den menschlichen Bereich zu regulieren, sind seit dem Paläolithikum belegt. Man unterscheidet generell zwischen blutigen Opfern aus Menschen und Tieren sowie unblutigen in Form von Sachgütern jeder Art. Insbesondere Ort, aber auch Art des Opfers variieren; man kennt sehr unterschiedliche Formen von Opfer. Eine spezifische, regional begrenzte Erscheinung sind Brandopfer
In der Übung werden Befunde des Alten Israels, Vorderasiens und Mitteleuropas miteinander verglichen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie jeweils spezifische Züge von Kultausübung kennen zu lernen.

Wichtige Literatur: Burkert, W.: Anthropologie des religiösen Opfers. Die Sakralisierung der Gewalt (München 1984); Eberhart, C.: Studien zur Bedeutung der Opfer im Alten Testament. Die Signifikanz von Blut- und Verbrennungsriten im kultischen Rahmen. Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 94 (Neukirchen-Vluyn 2002); Girard, R.: Das Heilige und die Gewalt (Frankfurt 1992); Janowski, B. und Welker, M. (Hrsgg.): Opfer. Theologische und kulturelle Kontexte. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1454 (Frankfurt 2000); "Opfer", in: Hoops Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 220, (2003); "Opfer", in: Theologische Realenzyklopädie 25 (1995) 253ff.; "Opfer", in: Reallexikon der Assyriologie X, 1/2 (2003, im Druck); Quaegebeur, J. (Ed.), Ritual and Sacrifice in the Ancient Near East, Orientalia Lovaniensia Analecta - OLA 55, Peeters Publishers, 1994; Rendtorff, R.: Studien zur Geschichte des Opfers im Alten Israel. Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 24 (Neukirchen-Vluyn 1967); Schenk, R. (Hrsg.): Zur Theorie des Opfers. Ein interdisziplinäres Gespräch (Stuttgart 1995); Schenker, A (Hrsg), Studien zu Opfer und Kult im Alten Testament. Forschungen zum Alten Testament 3 (Tübingen 1992); Zwickel, W.: Der Tempelkult in Kanaan und Israel. Forschungen zum Alten Testament 14 (Tübingen 1994)

Grundlagen von Chronologie und Periodisierung im Alten Orient (Pruß)
Die Kenntnis der chronologischen Einteilung der Geschichte des Alten Orients ist notwendige Voraussetzung für das Verständnis seiner Kulturen. Die Grundlagen dieser Einteilung sind aber viel weniger bekannt. Aufgrund welcher Merkmale wird eine bestimmte Schicht eines Fundortes als Frühdynastisch IIb bezeichnet, die darunterliegende bereits als Frühdynastisch IIIa? Warum ist mit Frühbronzezeit III in Anatolien etwas anderes gemeint als in Syrien und in Palästina wiederum etwas anderes? Worauf beruht der Unterschied zwischen mittlerer und kurzer Chronologie und warum gibt es Forscher, die auch die Kurzchronologie noch kürzen wollen? Diesen und anderen Fragen soll in der Veranstaltung nachgegangen werden, wobei sowohl schriftliche Überlieferung als auch archäologische Quellen berücksichtigt werden.