Vorderasiatische Archäologie
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Lage und Beschreibung des Projektes

Lage

Tall Bazi liegt im heutigen Nordsyrien, ca. 60 km südlich der Grenze zur Türkei, am Oberlauf des syrischen Euphrat. An dieser Stelle weitet sich das Euphrattal zu einer fruchtbaren Talaus von ca. 2,5 km Breite. Dort befindet sich auf der Ostseite des Tales, also noch in der Gazira bzw. Mesopotamien, ein Cluster von antiken Siedlungen, die eine Siedlungskontinuität in diesem Gebiet von der Obeid-Periode bis in spätrömische Zeit belegen.


Seit 1999 der Tishrin-Staudamm geschlossen wurde, wird das Euphrattal vom Tishrin-Stausee überflutet. Bis dahin befand sich Tall Bazi ca. 1 km nördlich des Ortes Abu Dame direkt bei dem Dorf Tall Banat. Dieses Dorf legte sich über den ausgedehnten Tall Banat, der von einem amerikanisch-australischen Team unter der Leitung von Ann Porter und Tom McClellan ausgegraben wurde.


Die antike Siedlung Tall Bazi wurde am Rand des Tales angelegt: die Unterstadt auf einer wenige Meter hohen Kiesterrasse, die Zitadelle auf einem natürlichen Felssporn bzw. Ausläufer des Euphratrandgebirges, der sich ca. 60 m über die Talaue erhebt. Seit der Überschwemmung der Talaue ist die gesamte Unterstadt und Tall Banat verschwunden. Dagegen wird die Zitadelle nie unter Wasser gehen.

 

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Karte mit der Lage von Bazi                                    Blick von Bazi auf das fruchtbare Euphrattal vor 1999

Rettungsgrabungen im Euphrattal

Die Ausgrabungen in Bazi begannen als Teil der internationalen Rettungsgrabungen, die in Nordsyrien im Gebiet des Tishrin-Stausees seit den 1990er Jahren durchgeführt wurden. Der neue Stausee bedeckt seit 1999 auf einer Länge von über 60 km das gesamte nördliche syrische Euphrattal bis zur türkischen Grenze. Zahlreiche Missionen aus verschiedenen Nationen bemühten sich um die Erforschung der wichtigsten Ruinenstätten, bevor sie überschwemmt wurden (s. Berichte in: G. del Olmo Lete / J.-L. Montero Fenollós (Hrsg.), Archaeology of the Upper Syrian Euphrates: The Tishrin Dam Area, AuOr Suppl. 15, Barcelona 1999).

Das Projekt

Das Projekt Tall Bazi wurde 1993 von Berthold Einwag, der am DAI Damaskus als Fachvertreter der Vorderasiatischen Archäologie angestellt war, initiiert. Seit 1995 teilen sich Berthold Einwag und Adelheid Otto die Projektleitung.

Die Ausgrabungen begannen im Frühjahr 1993 als Teil der internationalen Rettungsgrabungen im Tishrin-Staudammgebiet zunächst als ein Forschungsprojekt der damaligen Station Damaskus (später umbenannt in Außenstelle Damaskus der Orientabteilung) des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) und wurden bis 1998 fortgesetzt. Von 2001-2010 förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das Projekt. Es war 2001-2008 am Institut für Vorderasiatische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (Vorstand Prof. Michael Roaf) und 2009-2012 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz angesiedelt. Seit 2013 ist es wieder an der LMU München zuhause.
Ausgrabungskampagnen fanden 1993-1997, 1999, 2001-8 und 2007-09 statt. 1999, 2002 und 2010 wurden Aufarbeitungskampagnen durchgeführt. Weil das Gebiet seit 2011 zunächst unsicher war und 2014 Kriegsgebiet wurde, ruhen die Ausgrabungen. Die Aufarbeitung geht jedoch in Deutschland weiter.