Vorderasiatische Archäologie
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Keramik

001 Steatitscherbe slideRandfragment, Speckstein. Vertikale, parallel verlaufende, schmale eingeritzte Linien auf der Außenseite.

Für die engmaschige vertikale Schnitzerei des Fragmentes aus Isin lassen sich ähnliche Funde des 9.–10. Jh. nennen.

islamische Keramik Feld 3 dot in circle großWandungsfragmente, blassgelber Ton, feinsandiger poröser Scherben, Eigenengobe. Gestempelte spiralförmige Kreismotive, Aufbaukeramik.

Die Keramik ist handgetöpfert und z. T. sind Reste eines glättenden Tonschlickers erkennbar. Vergleichbare Ware hat man in weiteren Ausgrabungsorten im Irak gefunden, wo sie sowohl in spätsassanidischen als auch islamischen Schichten geborgen wurde (c. 500-800).

islamische Keramik Feld 3 Zickzack großWandungsfragmente, olivfarbener und gelblicher Ton, poröser Scherben, Eigenengobe, geometrischer Ritzdekor.

Die Fragmente mit eingeritzten horizontalen Zickzack- und Wellenlinien lassen sich ebenfalls großen Vorratsgefäßen zuordnen, auch aus spätantiker Zeit. Der eingeritzte Dekor ist oft im oberen Drittel des Gefäßes angebracht (Hals, Schulter und oberer Bauchbereich).

011 mit Punkten gefüllte Dreiecke slideDas Fragment einer mit Punkten gefüllten Dreiecksform kommt auch auf den zeitgleichen Frittenwaren der sogenannten Raqqa-Ware des 12.–13. Jahrhunderts vor.

007 Palmette slideDas Fragment mit Motiv einer Palmette, die von zwei halbrunden Formen flankiert ist, zeigt deutliche Spuren einer Überfeuerung im Ofen, da die Farben dumpf und verwaschen wirken und der Scherben zu einem dunklen Oliv „verbrannt“ ist. Auf der Rückseite finden sich zudem Spuren einer Verbackung mit anderen Gefäßen im Ofen. Das Motiv erinnert an das altägyptische Palmetten-Lotus-Motiv (Lebensbaummotiv), das sich in endlosen Variationen und Neukompositionen auch in der islamischen Welt wiederfindet.

Keramik islamisch Isin 8 grünlich slideAuch die grün bis grün-türkis bemalten Fragmente scheinen noch in der Raqqa-Tradition zu stehen, dürften jedoch aus einer etwas späteren Herstellungszeit des 14.–15. Jahrhunderts stammen.

Schale islamisch slideDie komplett erhaltene Schale mit Standfußboden, einer im Schulterbereich abknickenden und gerade zulaufenden Wandung und einem „T“-förmig ausgestellten Rand zeigt eine sehr typische Schalenform bei Frittenwaren des syrischen bis iranischen Raums des 13.–14. Jh.

Keramik islamisch Isin 6 zusammengehörig slideDie drei zusammengehörigen Fragmente mit schwarzer Unterglasurbemalung könnten zu einem Gefäß ähnlicher Form gehört haben. Die Bemalung zeigt ein Bündel floraler Elemente vor dem Hintergrund eines locker arrangierten pflanzlichen Rankenwerks.

Keramik islamisch Isin 7 Schachbrett Gitternetz slideDas Fragment mit Schachbrettmuster (oben) taucht in Variationen ebenfalls im 12.–13. Jh. in Syrien und Iran auf; das Bodenfragment mit einem Gittermuster mit betonten Knotenpunkten (unten) findet sich auch auf einem Fehlbrand aus Raqqa.

012 kleine Scherben Fritte slideDie kleinen, sehr dünnwandigen Rand- und Wandungsfragmente gehören zu kleinen konischen Schalen mit einem leicht ausgestellten Rand.

Typisch ist die Betonung des Randbereichs durch schwarze Bemalung und Dekor aus kleinteiligen Blattmotiven, die an sich im Wasser wiegendes Seegras oder Algengewächse erinnern. Dieses Motiv taucht auch in Kombination mit Kalligrafie auf, während figürliche Bemalung nur selten anzutreffen ist.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von Scherben, die an der Oberfläche gefunden wurden und in die islamische Nutzungszeit der Stätte und ihrer Umgebung datieren; diese lag zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert. Die Scherben bieten einen Überblick über Machart und Dekorationsvielfalt islamischer Keramik.

Specksteingefäße

Über Specksteingefäße in islamischer Zeit liegen bisher sehr wenige Untersuchungen vor. Die meisten eher gedrungenen, gradwandigen Schalen oder Becken, zuweilen mit kleinen horizontalen Knubben als Griffe versehen, zeigen einen Dekor aus mehreren Kreispunkten, die in horizontalen und vertikalen Bändern auf der Außenseite verziert wurden.

Unglasierte Gebrauchswaren

Unglasierte Gebrauchswaren bilden stets den Löwenanteil an Keramikfunden und doch stehen genauere Untersuchungen für die Islamische Welt weitestgehend aus. Dies liegt einerseits in der langlebigen Herstellung von Waren und der damit verbundenen Schwierigkeit, diese Ware chronologisch voneinander abzugrenzen, andererseits an der starken Konzentration der Forschung auf die Glasurkeramik. Dabei werfen auch die unglasierten Waren interessante Fragen auf.

Die Beispiele zeigen in einer oder mehreren horizontalen Reihen auf dem Bauch großer Vorratsgefäße eingestempelte Motive, die i. d. R. drei schulterrandständige Griffe haben und z. T. ebenfalls mit einem gestempelten Knauf oder „Daumenstopper” versehen sind. Der Umstand, dass auf einem Vorratsgefäß stets nur ein Stempelmotiv auftaucht, wirft die Frage auf, inwiefern es sich tatsächlich nur um Dekor handelt, oder ob die Stempel nicht doch eine Werkstattmarke, eine Besitzmarke oder eine Inhaltskennzeichnung darstellen.

Glasurkeramik

Das Spektrum der Glasurkeramik ist charakteristisch für den syrisch-mesopotamisch-iranischen Raum vom 11. bis zum 14. Jahrhundert. Die Fragmente gehören der Gruppe unterglasurbemalter Keramik an, eine Technik, die sich Ende des 11. oder zu Beginn des 12. Jahrhunderts in Ägypten entwickelte und sich von dort aus über Syrien und den Irak schnell bis in den Iran verbreitet hat.

Zur Bemalung wurde die aus Metalloxiden gewonnenen Pigmente (Chromit für Schwarz, Eisenoxid für Brauntöne) zu einer flüssigen Lösung vermischt mit Wasser, einem Bindemittel und wenig Ton verarbeitet und auf den im Schrühbrand verhärteten Scherben aufgetragen, bevor dieser anschließend mit einer transparenten oder farblich eingetrübten Alkaliglasur (Kupferoxid für grün-türkisfarbene Töne, Kobalterz für Blautöne) versehen wurde.

Die Fragmente aus Isin zeigen sowohl geometrische als auch florale Motive. Möglicherweise wurden Motive, die auf Frittenwaren der Zeit zu finden sind, auch auf Irdenwaren übertragen, denn bei den hier gezeigten Fragmenten handelt es sich ausschließlich um Irdenwaren, die von ihrer Tonmasse eine sehr homogene Gruppe bilden: Sie zeigen alle einen hellen gelblichen Ton mit wenigen, sehr kleinen rötlichen Einschlüssen oder Kalkspatzen, sind sehr porös und sandig.

Eine vergleichbar breite Palette an Malmotiven bei gleichzeitiger Einheitlichkeit der Warenart wurde auch bei den unterglasurbemalten Fragmenten aus Kish (Irak) festgestellt.

Frittenwaren

Die Töpfer in der islamischen Welt waren auch in der Entwicklung andersartiger Tonmassen erfindungsreich. Hier ist besonders die Erfindung der (Quarz-)Frittenwaren zu nennen, deren Rezeptur in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts perfektioniert wird und in den folgenden Jahrhunderten in verschiedenen Regionen der Islamischen Welt von Syren bis in den Iran in der Keramikproduktion verwendet wird. Frittenware besteht aus zerstoßenen Quarzpartikeln, Glasfritte und einem weißen Ton. Wir sind nicht nur durch petrographische und chemische Analysen an Funden über die Frittenware informiert, sondern auch durch den glücklichen Umstand einer erhaltenen Quelle, die um 1300 datiert. Sie wurde von einem Historiker verfasst, der aus einer Töpferfamilie stammt und somit technische Informationen aus erster Hand liefert.

Die Bevorzugung der Frittenmasse ist in dem weißen Scherben begründet, der optisch Porzellan imitiert und eine polychrome Bemalung in leuchtenden Farben erlaubte. Die zuvor bei Irdenwaren gebräuchliche „Grundierung“ mit einer weiß eingetrübten Engobe war nicht mehr nötig.

Die Funde an Frittenwaren weisen teilweise eine starke Ähnlichkeit zur sog. „Raqqa-Ware“ des 12. und 13. Jahrhunderts auf, die an mehreren Orten hergestellt wurde. Ebenso dürfte sie in einem weiten geographischen Gebiet, begünstigt durch die Flusstäler von Euphrat und Tigris, gehandelt worden sein. Die Form der Besiedlung (Dorf, Stadt, Karawanserei) von Isin in islamischer Zeit ist ungewiss.