Vorderasiatische Archäologie
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Höhle II

Höhle II erstreckt sich in dem Massiv, das die nördliche Begrenzung des Canyons bildet. Sie liegt etwa 50 m höher als Höhle I und ist ca. 250 m lang, bis zu 30 m breit und max. 25 m hoch; sie ist damit die geräumigste aller Höhlen in Birkleyn. Nur in der hinteren Hälfte sind sehr vereinzelt Stalaktitenbildungen zu beobachten.

In den zahlreichen Raubgrabungslöchern ist die lange Nutzungszeit der gesamten Höhle an den aufeinander folgenden Schichten klar erkennbar. Obwohl im Verlauf unserer Untersuchungen vor allem Funde der Eisenzeit und der byzantinischen Epoche gemacht wurden, ist aufgrund der mächtigen Kulturschichten eine weitaus längere Nutzung der Höhle wahrscheinlich.

Ein Gebäude der spätantiken Periode nimmt im Eingangsbereich die gesamte Breite der Höhle ein und kontrolliert den Zugang, während im Inneren vor allem die Westseite bebaut gewesen ist. Die Höhle wurde offenbar als Teil der byzantinischen Festungsanlage genutzt.

Außerhalb der Höhle befindet sich eine natürliche Felsenplattform, an deren Ostseite zwei assyrische Inschriften (Tigris 4 und 5) und ein weiteres Relief angebracht wurden. Alle Denkmäler datieren in die Zeit von Salmanassar III. (858-824 v. Chr.). Das Bild des Königs entspricht den Reliefs in Höhle I. Er ist nach rechts gewendet und hält den rechten Arm in einer Anbetungsgeste erhoben, während die linke Hand auf dem Schwert ruht. Er trägt ein langes Gewand, dessen Oberteil mit einem quer über die Brust laufenden Band verziert ist. Im Gegensatz zu den Reliefs der Höhle I befinden sich hier die Inschriften rechts, das heißt hinter dem Bild des Königs.

Sie lauten (nach der Bearbeitung von Karen Radner):

Tigris 4:

„Salmanu-ashared (Salmanassar III.), großer König, starker König, König von Assyrien, König der Gesamtheit, König aller großen Völkerschaften, der Priester des Assur. Mit Unterstützung seiner Helfer, der großen Götter Shamash und Adad, geht er machtvoll einher, und sie ließen ihn die mächtigen Berge von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ergreifen. Kühner, schonungsloser König, der mit der Waffe tötet, der seine Feinde verfolgt und unzugängliche Flüsse und Berge wie Ruinenhügel der Sturzflut gebieterisch betritt. Eroberer (des Landes) vom Meer des Nairi-Landes (= Vansee) bis zum großen Meer des Sonnenuntergangs (= Mittelmeer).

Das (Gebiet) des Landes Hattu in seiner gesamten Ausdehnung, das Land Melidu, das Land Daianu, das Land Suhmu, die Stadt Arzashkun, die Königsstadt des Urartäers Aramu, das Land Hubushkia, das Land Urartu – (das Gebiet) von der Quelle des Tigris bis hin zur Quelle des Euphrats, vom Meer des Inneren Mazamua (= Urmiasee) bis hin zum Meer des Landes Kaldu (= Persischer Golf) zwang ich vor meine Füsse nieder.

Ich ging nach Babylon (und) brachte in Babylon, Borsippa (und) Kutha Opfer dar. Ich stieg ins Land Kaldu hinunter, unterwarf ihre Städte (und) empfing den Tribut des Landes Kaldu, des Sohnes von Dakkuru (und) des Sohnes von Ukanu (= der Herrscher von Bit-Dakkuri und von Bit-Ukani/Bit-Amukani). Ich gab (Libations)Opfer.

Adda-idri, der König von Damaskus, erhob sich zusammen mit zwölf Königen des Landes Hattu gegen mich. Viermal kämpfte ich mit ihnen und verursachte ihre Niederlage. Ihre Streitwagen (und) ihre Gerätschaften nahm ich ihnen fort. Um ihr Leben zu retten flohen sie.“

Tigris 5:

„O Assur, Adad, Sîn, Shamash, Ishtar, die großen Götter, die meine Königsherrschaft lieben, die meine Herrschaft der Macht, meine Vormachtstellung (und) meinen gewichtigen Namen groß machen – ich, Salmanu-ashared (Salmanassar III.), König aller Menschen, Fürst, Priester des Assur, starker König, König von Assyrien, Sohn des Assur-nasir-apli (Assurnasirpal II.), Königs der Gesamtheit, Königs von Assyrien, des Sohnes des Tukulti-Ninurta (II.), ebenfalls Königs der Gesamtheit, Königs von Assyrien, Eroberer (des Landes) vom Meer des Nairi-Landes (= Vansee) bis zum Meer des Sonnenuntergangs (= Mittelmeer), eroberte das Land Hatti in seiner Gesamtheit. Ich trat in den Paß von Enzu ein. Ich eroberte die Länder Suhmu, Daianu (und) Urartu in ihrer Gesamtheit. Ich setzte ins Land Gilzanu über. Zweimal empfing ich den Tribut des Landes Gilzanu. Dreimal ging ich ins Nairi-Land. An der Quelle des Tigris schrieb ich meinen Namen.“