Vorderasiatische Archäologie
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Tell Halaf/Syrien

Der Tall Halaf, im Nordosten Syriens an den Quellen des Flusses Habur gelegen, gehört zu den berühmtesten Fundplätzen des Nahen Ostens. Er war der namengebende Ort für einen Abschnitt des keramischen Neolithikums ("Halaf-Zeit", ca. 6000-5300 v. Chr.). Nach einer langen Siedlungsunterbrechung war er im frühen 1. Jahrtausend v. Chr.  unter dem Namen Guzana zunächst Hauptstadt eines aramäischen Fürstentums und später Residenzstadt eines assyrischen Statthalters. Die Stadt wird als Gosan im Alten Testament erwähnt. Bis über die hellenistische Zeit hinaus wurde die Region um den Tall Halaf Gauzanitis genannt.

Die Ausgrabungen, die der aus einer reichen Bankiersfamilie stammende deutsche Diplomat und Privatgelehrte Max Freiherr von Oppenheim 1899, 1911-13 und 1929 auf dem Ruinenhügel durchführte, brachten eine Vielzahl bedeutender Bildwerke zu Tage, darunter den Baudekor eines aramäischen Palastes.

Nach einer Unterbrechung von 77 Jahren konnten im Sommer 2006 die Ausgrabungen auf dem Tall Halaf durch ein Kooperationsteam der Generaldirektion der Antiken und Museen Damaskus, des Vorderasiatischen Museums Berlin, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Eberhard Karls Universität Tübingen, seit 2010 erweitert durch die Ludwig-Maxililians-Universität München, wieder aufgenommen werden. Bereits in den ersten drei Kampagnen wurden wichtige Erkenntnisse zur Geschichte des Ortes und zur Bauabfolge der Monumentalbauten auf der Zitadelle gewonnen.

Die prähistorische Besiedlung scheint sich nach bisherigen Erkenntnissen vom Beginn des keramischen Neolithikums ("Zeit der altmonochromen Keramik") über das gesamte Spät-Neolithikum ("Halaf-Zeit") und das Chalkolithikum ("Obed- und Uruk-Zeit") erstreckt zu haben, also einen Zeitraum von ca. 6500–3200 v. Chr. Am Nordhang des Hügels und im Bereich des jüngeren aramäischen Palastes wurden Bauten der mittleren Halaf-Zeit freigelegt. Es handelt sich hierbei sowohl um Rundbauten mit rechteckigem Vorbau ("Tholoi") als auch um Rechteckbauten.  

Im Süden der Zitadelle fanden sich bislang unbekannte Bauten der neuassyrischen Zeit (9.–7. Jh. v. Chr.), die auf künstlichen Terrassen ruhen. Unter dem reichen Inventar fand sich u. a. eine Schuldurkunde aus dem 8. Jh. v. Chr.