Vorderasiatische Archäologie
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Tilla Bulak/Usbekistan

Auf dem Gebiet der zentralasiatischen Staaten verlief in der Bronze- und Eisenzeit eine der prägnantesten Kulturscheiden der Alten Welt: zwischen den Bewohnern der eurasischen Steppengebiete mit ihrer eher pastoral geprägten Lebensweise im Norden und den Vertretern altorientalischer Kulturen im Süden (Namazga V/VI-Gruppen).

Im frühen 2. Jahrtausend vor Christus näherten sich beide Lebensräume zumindest geographisch aufeinander an. Die massive Aufsiedlung der nördlich des Amudarja gelegenen Flussoasen durch Siedler aus Nord-Afghanistan oder dem östlichen Turkmenistan führte dabei zur Entwicklung einer neuen lokalen Ausprägung der süd-zentralasiatischen Namazga-Kulturen: der Sapalli-Kultur. 

Der Fundort Tilla-Bulak (‚Goldquelle’) liegt im Dreiländereck Usbekistan – Turkmenistan – Afghanistan, dem antiken Baktrien, bei O 66°48’/ N 37°42’ in einer Höhe von 850 m ü. NN. Die ca. 4 ha große Siedlung datiert in die Frühphase dieser spätbronzezeitlichen Sapalli-Kultur, in absoluten Daten etwa in das 20./19. Jh. v. Chr. 

Ziel der gemeinschaftlichen Untersuchung des Ortes durch das Institut für Vorderasiatische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, die Tocharistan-Expedition des Nationalen Instituts für Kunstwissenschaft in Taschkent und die Universität Termez ist es, die Lebensweise der Neusiedler, insbesondere ihre Siedlungsorganisation, zu verstehen und möglicherweise Aufschluss über ihre genaue Herkunft zu erhalten.

Dank einer Förderung im Rahmen des Zentralasien-Programms der Gerda Henkel-Stiftung konnten in den Jahren 2007-2010 Grabungen vor Ort stattfinden, in deren Verlauf knapp 40 % der Siedlungsfläche archäologisch untersucht wurden. Demnach handelt es sich um eine Ansiedlung mit zwei Hauptbauphasen, deren ältere in einer Brandkatastrophe untergegangen ist. Vor allem aus diesen Kontexten konnten sehr gute Inventare geborgen werden, die detaillierte Aussagen zu den genannten Fragestellungen ermöglichen werden.

Nach dem Abschluss dieses Projektabschnitts läuft gegenwärtig die Aufarbeitung der bisherigen Befunde. Einen wichtigen Bestandteil der Auswertung stellt die Einbindung naturwissenschaftlicher Disziplinen dar, entsprechende Kooperationen bestehen bei der Untersuchung der Holzfunde, der paläobotanischen und archäozoologischen Hinterlassenschaften sowie der Keramikproduktion.

Mitarbeiter: K. Kaniuth; M. Gruber; B. Ögüt